Volker Pellen

Kurztrip ins Abenteuerland

Ähnlich wie das Obstacle Course Racing (OCR) ist das Adventure Racing (AR) in Deutschland noch nicht so populär, wie z. B. in den skandinavischen Ländern. Die Motivation der Teilnehmer ist ähnlich. Es geht darum, sich der gegebenen Extremsituation zu stellen. Beim OCR sind Hindernisse in den Weg gestellt und beim AR geht es darum, Checkpoints anzusteuern. Beide sind auf jeden Fall ein universelles Workout und fordern den ganzen Körper. Was es sonst noch für Gemeinsamkeiten gibt, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Was macht man an einem Samstag, wenn man sonst an diesem und am besten am Folgetag nichts Besonderes vorhat. Richtig, man besucht das Team Adventure Racing Germany in der Nähe von Hannover, um mit ihnen beim Training mitzumachen.

08:00 Uhr beginnen wir, unsere Boxen zu packen und Boote, sowie Mountainbikes vorzubereiten. Wir, das sind Vincent, Angelus, Lukas und ich. Aufgrund der aktuellen Pandemie bleiben wir kontaktlos auf Abstand und teilen uns in 2 Teams. Außerdem wurden noch Schnelltests durchgeführt, um auf Nr. Sicher zu gehen.

Unsere erste Etappe wird mit dem Bike in Angriff genommen. Im lockeren Quassel-Tempo fahren wir die unterschiedlichen Checkpoints (CP) ab, die Vincent vorbereitet hatte. Die Strecke ist auch eher flach. Dass es am Anfang unserer Reise erstmal etwas leichter gestaltet wurde, diente dazu, dass wir uns zunächst einmal beschnuppern konnten und Vincent mir ein bisschen was über AR erzählen konnte und was deren Pläne für die Zukunft sind. Wenn wir nach 5 Kilometern hätten nicht mehr reden können, geschweige denn Infos aufnehmen, wäre dieser Artikel bestimmt sehr kurz geworden. Die anderen beiden Athleten waren in der Zeit mit dem Kajak unterwegs.

Wir trafen an einem großen Findling ein und Vincent erklärte, dass das der erste CP sei. Beim AR kann man das auf unterschiedlichste Art und Weise dokumentieren. Stempel oder Motiv-Stanzer am CP oder man arbeitet sogar mit einem Sensor, ähnlich wie bei den Europameisterschaften im OCR in den Niederlanden 2017, um zu dokumentieren, dass man ein Hindernis geschafft hatte. Der Checkpoint selbst kann alles sein, von Straßenschild, Baum, Stein, eine Insel, usw. In einem Roadbook wird vorher dokumentiert, was zu suchen ist.

Um diese Checkpoints zu finden gibt es verschiedene Fortbewegungsmittel, wie z. B. das Mountainbike, per Boot oder zu Fuß. Dazu kommt die Orientierung mittels Karte und Kompass. Im öffentlichen Straßenverkehr ist das nun nicht so schwer und es gibt bereits sehr gute Wanderkarten, aber es gibt auch Gelände, die es in sich haben, wie Urwald, Wüste oder Gebirge.

Nach ca. 1 ½ Stunden erreichen wir das Steinhuder Meer, was ein großer See ist. Vor Ort steht bereits ein Sprinter mit einem Kanu auf dem Dach. Wir ziehen uns andere Klamotten an (u. a. auch Schwimmwesten. Je nach Gewässer empfiehlt sich auch ein Helm) und schleppen das Boot zum Anleger. Vincent drückt mir Karte und Kompass in die Hand und erklärt mir, wo die Checkpoints zu finden sind. Eine Insel, ein Lokal am Ufer, wieder eine Insel und eine Boje. Ich schaue mir die Karte an und blicke auf den See. Danach zeige ich ihm die meisten CPs und frage ihn, was soll ich nun mit dem Kompass? Er sagt, nimm den, das sieht professioneller aus. #hahahahaha

Im Grunde hat er ja recht und er wollte eigentlich auch nur prüfen, ob ich wenigstens ein bisschen was auf einer Karte erkennen kann und weiß, wo oben, unten, rechts und links bzw. aktuell Steuer- und Backbord sind.

Wir steuern also die erste Insel an. Dort gab es auf der Rückseite einen Strand und eine Wiese. Im Sommer sei hier die Hölle los. Auf der Wiese haben wir 1/3 der AR 200 Tage Challenge abgefrühstückt. Wir sind an Tag 33, d. h. 33 Liegestütze, Kniebeugen und Burpees. Wir haben uns auf einen Split geeinigt und so haben wir zunächst 11 von jeder Übung gemacht.

Wir setzen uns wieder ins Kanu und unsere Stechpaddel brachten uns wieder auf Kurs. Ein Stück weiter kam uns das andere Team entgegen. An einem Steg tauschten wir dann die Boote und übernahmen das 2sitzer-Kajak. Ab nun wird anders gepaddelt. Es ging in einen kleinen Kanal mit Ziel Biergarten, was ein CP war. Nun ging es quer durch den See mit Gegenwind und Wellengang. War schon nicht ohne. Nach über 2 Stunden Fahrt, gab Vincent von hinten Empfehlungen zur Rudertechnik, wie z. B. die Nutzung der Fußrasten und der Einsatz des Rumpfes. Ich probierte es aus und das Rudern ging viel (VIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEL) leichter. Danke für die Info nach nur 2 Stunden. Ich glaube ja auch, dass er nicht immer mitgepaddelt hat. Er saß ja hinten und ich konnte ihn nicht sehen. Ne, Scherz … oder doch?

Nach rund 3 Stunden erreichten wir den Heimathafen. Umziehen, Boot und Material in den Lieferwagen und kurzer Stationswechsel. Team 2 war nun mittlerweile mit dem Mountainbike unterwegs.

Auch wir setzten uns wieder auf die Bikes und zogen los. Dieses Mal hatte die Strecke mehr Anspruch, denn es kamen einige Höhenmeter dazu. Im Radfahren bin ich nicht trainiert und so brannten meine vorderen Oberschenkel schon recht früh. Im Nirgendwo trafen wir Team 2 und wir brachten den Rest der Strecke und auch den Rest der Challenge gemeinsam hinter uns.

Es ist bereits fast 19:00 Uhr als wir uns (mittlerweile nur noch zu dritt, denn Vincent musste aus familiären Gründen nach Hause, aber alles ist in Ordnung) auf die letzte Etappe aufmachten. Zu Fuß ging es dann nochmal los. Eine Regel beim AR ist es wohl, dass man geht, wenn es bergauf oder -ab geht, da man ja nicht weiß, was einen noch erwartet und wieviel Energie man noch braucht. Auf flacher Strecke kann auch leicht gelaufen werden.

Da es aber fast nur rauf und runter ging, war wohl gehen angesagt. Eine Grunderschöpfung war ja auch bereits in die Gesichter geschrieben. Einen wesentlichen Nachteil hat das Gehen aber – es dauert nicht unwesentlich länger.

Wir suchten nach und nach die Checkpoints auf. Übrigens sind GPS Geräte, wie Mobiltelefon als Hilfsmittel nicht erlaubt. Es dämmerte und wir kamen leicht vom Kurs ab, was daran lag, dass durch schwere Maschinen und deren Reifenabdrücke nicht mehr zu erkennen war, wo nun Wege waren und wo nicht. So sieht es wohl derzeit überall in den Wäldern aus.

Von jetzt auf gleich war es stockdunkel und ich schaltete meine Brustlampe ein. Es reicht, wenn einer eine Beleuchtung einschaltet. Das spart Akkukapazitäten und keiner blendet den anderen. Wenn es vorher schon kaum möglich war, nicht vorhandene Wege zu finden, war es jetzt nicht leichter geworden. Außerdem wurde es mir schon ein wenig kühl am Oberkörper. Dennoch waren wir weiterhin voll motiviert und erzählten uns unser spannendstes Ferienerlebnis zur Ablenkung. Die Zeit verging wie im Flug.

Nun wurde doch auch mal der Kompass zu Hilfe genommen und siehe da, wir fanden den nächsten Checkpoint. Wir sind wieder im Rennen, welch ein Glücksgefühl. Als wir dann aus dem Wald rauskamen, wurde die Strecke auch flach und wir konnten noch ein ganzes Stück joggend zurücklegen.

Das Zuhause von Vincent war das Ziel. Dort warteten neben Dusche und Finisherbier auch eine selbstgemachte Pizza, die unglaublich gut schmeckte. Allerdings hätte man wohl alles hinstellen können und wahrscheinlich hätte es unglaublich gut geschmeckt.

Ich möchte mich nochmals sehr sehr herzlichst für die Einladung zum Training mit 24 km Radfahren, 18 km Paddeln, nochmal 43 km Radfahren und finally 24 km Laufen  bedanken und ich bin mir sicher, dass es nicht das letzte Mal gewesen ist.

Ich werde nun auch einige Touren in Zusammenarbeit mit Team AR Germany in unserer Heimatgegend vorbereiten. Von kurz, d. h. für jedermann bis hin zum 24h Event oder sogar länger. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt und mir sprudeln die Ideen nur so aus dem Kopf, beginnend beim City AR, AR für Kids, AR meets OCR, Zusatzchallenges im Race, um z. B. einen Zeitbonus zu bekommen, ….!

Adventure Racing Gemany sind Vincent und Angelus Meyer, sowie Holly Zimmermann, welche als Einzelperson schon Bücher füllen kann, was sie auch schon hat. Sei es über die Everest Tour oder durch die Wüste, eine faszinierende Frau.

Wer nun noch mehr Interesse bekommen hat, kann sich unter Adventure Racing Germany bestens informieren und auch Kontakt aufnehmen.

Übrigens habe ich danach geschlafen, wie ein Stein, aber nicht lange. Man hat schon sehr gut gespürt, dass der Körper noch fleißig nacharbeitet. Außer der AR Challenge Tag 34 und 35 habe ich 2 Tage kein Sport vorgesehen.

Wenn mal ein wenig Freizeit ist oder aber Arbeit am Laptop, um z. B. diesen Artikel zu schreiben, liege ich in meinen Druckmassage-Therapie Boots von Sizen. Die drücken schon sehr gut die Müdigkeit aus den Beinen und helfen sehr bei der Regeneration. Kann ich nur empfehlen. Zur Zeit gibt es 20% Discount, wegen der Markteinführung in Deutschland.

An diesem Tag habe ich übrigens rund 4500 kcal nur an Aktivität verbraten. Da kann man schon noch ein bisschen auffüllen in den nächsten Tagen.

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