Volker Pellen

Hart, Härter, Gladiator

Gladiatorrun ist nicht ein, sondern der Hindernislauf. Nicht, weil es besonders aufwendige und spektakuläre Hindernisse sind, nein es sind einfach nur viele. Für die Combat Edition wurde bereits mit mindestens 40 Hindernissen auf 9 km geworben. Schließlich waren es 46. Dabei griff man auch oft auf bereits vorhandene Hindernisse zurück. Die Zitadelle von Diest in Belgien bot hierzu eine ideale Kulisse mit ganz besonderer Atmosphäre.

Null Achthundert – Einsatzbereit – Abfahrt. Heute heißt es Combat Edition in Diest / Belgien. Die Anfahrt ist angenehm, denn sonntags ist zu dieser frühen Stunde auch in den Niederlanden und in Belgien nicht viel los auf den Straßen. Nach nicht mal 90 Minuten bin ich auch schon da. Da es heute relativ früh losging, hatte ich die Sachen schon am Vorabend zurechtgelegt. Eigentlich sollten die Startunterlagen bereits per Post eingetroffen sein, aber ich hatte mir schon gedacht, dass das nicht klappt. Bei der Anmeldung hatte man nämlich nicht das Land angeben müssen. Folglich haben die Organisatoren wohl nur innerhalb von Belgien versenden können.

Kaum von der Autobahn runter, wiesen auch schon die ersten Schilder den Weg. Geparkt wurde auf Parkplätzen im Gewerbegebiet. Für diejenigen, die früh dran waren, hieß das ein Fußmarsch von ca. 500 m zum Veranstaltungsgelände. Später Anreisende müssen wohl etwas weiter laufen, aber es hält sich alles im Rahmen.

Die Zitadelle ist sehr beeindruckend und mittendrin das Eventgelände. Alles ist super ausgeschildert (Umkleiden, Duschen, WC, etc.) Hier gibt es ein Sternchen. Nun noch kurz zum Helpdesk, denn dort sollte man sich melden, wenn der ersehnte Umschlag mit den Startunterlagen  nicht rechtzeitig angekommen war. Hier verlief alles problemlos und das Ummelden klappte fast so schnell, wie das Erhalten von Startunterlagen bei anderen Veranstaltungen. Als man hörte, dass ich aus Deutschland komme, sprach man dann auch deutsch mit mir. Helpdesk bekommt auch ein Sternchen von mir.

Um 11:00 Uhr ist der Start der Elite und was soll ich sagen – da bin ich auch schon mit im Rennen. Um ein Gedränge an den Hindernissen zu vermeiden, starten die Gladiatorläufe in Wellen zu jeweils 150 Teilnehmern und das in einem 10 Minuten Abstand, also wirklich viel Platz für alle. Kurz nach dem Start ist dann auch schon Hindernis 1, eine 2 m Wand, die es zu überwinden galt. Hier würde sich das Starterfeld noch weiter entzerren.

Nun nach kurz aufs „Dixi-Klo“ (ich hatte sogar ein noch völlig unbenutztes), dann die Tasche abgeben und Aufwärmen, denn gleich geht es ja schon los.

So langsam füllt sich auch der Start/Ziel-Bereich. Ich begebe mich zum Start. Als ich in den Block möchte, werde ich aufgehalten. Bei der Einlasskontrolle möchte man meine Startnummer sehen. Übrigens sind die Nummern aus Papier und mit Sicherheitsnadeln an das Shirt zu befestigen. Für Läufe dieser Art keine optimale Lösung, wie ich finden, denn die wenigsten Nummern kommen ins Ziel, aber die Zeitmessung verlief ohnehin per Chip. Eine Dame kontrollierte meine Nummer, musterte mich und sagte: „Entschuldigung, hier ist die Elitegruppe. Willst Du da wirklich rein?“ Ich muss wohl ziemlich blöde geguckt haben, denn die Frau hat sich sofort wieder entschuldigt. Es waren übrigens alle Helfer wirklich sehr nett und damit meine ich nicht nett im Sinne von A**loch, sondern wirklich freundlich und hilfsbereit.

Leider hat der Moderator sehr viel französisch gesprochen, so dass ich nichts verstanden habe. Ansonsten kam man hier mit einem Niederländisch/Englisch Mix ganz gut durch. Es gab kein zusätzliches Aufputsch- oder Warmup-Programm. Irgendwann kam der Countdown und es ging los Richtung kleiner Wand. Kurz vorm Absprung bekam ich hier schon einen Bodycheck. Irgend so ein Idiot mit gelbem T-Shirt dachte wohl, dass das Rennen bereits beim ersten Hindernis entschieden wird.

Egal, Adrenalin läuft und ich somit auch. Es wird heute nicht einfach, dachte ich mir, denn der Battle of Thor vom letzten Wochenende steckte noch in den Beinen. Das sollte man echt nicht unterschätzen und ich kann auch nicht empfehlen, mehrere Läufe direkt hintereinander zu machen. Selbst die fittesten Bodys brauchen ihre Erholung. Also liebe Kinder – nicht nachmachen!

Wie zu Beginn erwähnt gab es keine unglaublich spektakulären Hindernisse. Strohballen, viele Kletternetze, Hügelchen hier und Mäuerchen da. Die Masse macht hier die Beine Müde. Einen besonderen Nervenkitzel gaben die Streckenabschnitte durch die Gebäude, wo es teilweise stockdunkel war und man konnte wirklich nichts sehen. Hier hat jeder das Tempo rausgenommen, denn der Boden war nicht wirklich eben. Ich glaube das ein oder andere Hindernis wäre in Deutschland nicht erlaubt worden – aus Gefährlichkeitsgründen. Die Belgier sind da etwas lockerer.

Da es wirklich viele Hindernisse waren, fällt es mir schwer, diese ein wenig zu ordnen. Die Stecke ging rauf und runter, hin und her und dann wieder im Zickzack. Irgendwo wurde man mit Farbkugeln beschossen (Gotcha). Dann ging es eine Stange runter im Feuerwehrmann Stil und natürlich gab es auch eine Rutsche, die in einem Wasserbecken endete.

Sehr viel Standard, aber halt sehr viel. An zwei Stellen war die Streckenführung nicht ganz klar. Und so konnte sich mein ständiger Verfolger ran arbeiten.

Letztes Hindernis war eine Rampe unmittelbar vor der Finish-Line. Ich kam ganz gut hoch, aber da es LKW-Platten waren und es ein bisschen getröpfelt hatte waren diese ziemlich glatt. So rutschte ich natürlich oben weg und hing am Seil. Nur nicht loslassen. Arme an den Körper ziehen und durchatmen. Leute aus dem BJJ oder MMA kennen das. Aber nicht zu lange warten, sonst wird man geschlagen. Den Balken greifen, ein Bein rüber, beobachten, wie der Verfolger leichter rüberkommt, fluchen und drüber. Für diesen Kraftakt gab es dann aber auch eine Menge Applaus. Und selbst die Helfer klatschten mit. Einer stand oben auf der Rampe und feuerte mich an. Echt, eine irre Atmosphäre. Für die späteren Starter waren auch mehr Leute auf der Rampe, um eine helfende Hand zu reichen.

Die Medaille war wirklich cool, auch wenn ich sie mir den Bildern nach, größer vorgestellt hatte. Wasser, Honigkuchen und RedBull und ich war durch. Mein Begleiter kam dann direkt zu mir und hat sich bei mir erstens entschuldigt und zweitens bedankt, dass ich ihn so gut durch die Strecke gezogen hatte. Ich konnte ihm nicht böse sein, ein Rennen ist halt erst im Finish entschieden und er hat halt clever gearbeitet. In der Elitegruppe wurde ich 21., was für mich eine unglaubliche Entwicklung ist. Hatte ich bei den Läufen zu Beginn des Jahres auf Plätze unter die ersten 200 hingearbeitet. Und man darf ja auch nicht vergessen, dass der Lauf von der Vorwoche in den Knochen steckte, sonst wäre hier bestimmt noch der eine oder andere Platz weiter vorne drin gewesen. Bei den ganz schnellen gab es wohl auch einige Verletzungen, wie zum Beispiel eine fette Platzwunde am Kopf.

Nun erstmal mein wohl verdientes Finisher-Bier und dann duschen. Auch hier nochmal ein Zusatzsternchen, denn das Wasser war warm und hatte genügend Druck, beides keine Selbstverständlichkeit.

Am Merchandise Stand habe ich mir dann noch einen Kaffeebecher gegönnt aus dem nur echte Gladiatoren trinken dürfen und für meinen Sohn gab es noch ein Barett mit dem Gladiatorrun Abzeichen.

Ich persönlich kann den Lauf nur empfehlen. Eigentlich sollte das auch der letzte für mich sein in diesem Jahr, aber wer weiß das schon. Wie nannte mich doch ein Freund auf Facebook: Hyperaktiver Psycho! Wer will ihm da widersprechen.

Bevor ich es vergesse, der Typ im gelben Shirt vom Anfang hatte zwischenzeitlich auch mal versucht die Strecke abzukürzen. Der war wirklich Elite und wahrscheinlich auch mächtig stolz auf seine Leistung.


Hol Dir Dein neues Outfit!

Das Team Germany Trikot in der Guru edn.!

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