Fabian Sinning – Der Weltmeister im Interview

Im Juni 2018 fanden in Australien die Weltmeisterschaften im Enduro 24h im OCR statt. Wir trafen Fabian Sinning (30) aus Frankfurt, der auszog, um in seiner Altersklasse Weltmeister zu werden. Es kommt nicht oft vor, dass wir einen deutschen Weltmeister im OCR begrüßen dürfen, darum ist es für uns ein ganz besonderer Anlass, ihn mit Fragen zu löchern.

Wer Fabian zum ersten mal sieht, denkt nicht unbedingt an einen Sportler. Er ist leicht übergewichtig und man trifft ihn meistens barfuß. Er betreibt seinen Blog und die Homepage www.fatraccoon.de. Doch sein Äußeres täuscht. Er läuft z. B. die 10 km unter 40 Minuten.

Man konnte ihn auch beim Ten Men OCR Camp und in Mike’s Gym antreffen, wo er sich u. a. auf die Weltmeisterschaften vorbereitet hatte.

Guru: Hallo Fabian, erzähl uns bitte, wie Du zum Hindernislauf gekommen bist.

Fabian: Zum Hindernislaufen bin ich 2014 gekommen. Ich hatte irgendwann mal bei Taff einen Bericht über den Tough Guy gesehen, damals habe ich mich gefragt, was für krasse Leute das sein müssen, die solche Wettkämpfe machen. Ich hätte mir zu dem Zeitpunkt niemals vorstellen können so etwas selbst einmal zu machen, ich hatte am Ende meines Bachelors 90kg, war übergewichtig und habe eine Packung Zigaretten am Tag geraucht. Nachdem ich 2013 einen Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten gemacht hatte und meine Ernährung umgestellt habe, habe ich 2014 meinen ersten Halbmarathon absolviert. Daraufhin habe ich mir den Mudmaster in Weeze 2014 zum Geburtstag geschenkt. Ich war sofort süchtig und habe in Frankfurt den ersten Hindernislaufverein mitbegründet mir war klar, dass OCR ab jetzt meine Sportart sein wird, ich liebe die Abwechslung und die Herausforderung.

Guru: Gab es eine spezielle Vorbereitung zu dieser WM?

Fabian: Ich habe in der Vorbereitung versucht, möglichst spezifisch zu trainieren und darüber hinaus meine Geschwindigkeit und Ausdauer auszubauen, sowie meine Griffkraft zu verbessern. Dazu bin ich mehrmals die Woche laufen gewesen und habe das Laufen mit Krafttraining ergänzt darüber hinaus habe ich einige Trainingsevents und längerer Läufe veranstaltet. Mehr dazu findet sich auf meinem Blog. Dienstags gebe ich ein Hindernislauftraining in der Turnhalle in der ich versuche die Hindernisse zu simulieren und einmal die Woche gehe ich bouldern.

Guru: Hast Du dich besonders ernährt, also vor und während des Wettkampfes?

Fabian: Meine Wettkampfdiät bestand strikt aus Currywurst und Gummibärchen! Okay also ehrlich gesagt versuche ich mich ein paar Tage vor dem Wettkampf vegan zu ernähren. Ich verzichte auf tierische Produkte, da ich die meisten sowieso nicht gut vertrage, aber eine Currywurst zwischendurch geht immer. Meine Ermährungsdisziplin ist eine Katastrophe, aber ich lebe eben gern. 😉  Im Wettkampf selbst habe ich mich auf Tailwind verlassen. Dazu habe ich die ersten 12 Stunden Zitrone und die zweiten 12 Rasperry mit Koffein jeweils 500ml pro Runde (die doppelte Menge der empfohlenen Dosierung) eingenommen und jede Runde eine Hand voll Cashews und Macadamianüsse gegessen. Nach dem Wettkampf habe ich mich an Australischem Fastfood vergangen und das ausgiebig!

Guru: Gib uns mal ein paar Hinweise zum verwendeten Material!

Fabian: Ich lief mit Schuhen der Marke Freet, nachdem ich die erste Runde festgestellt habe, das die Strecke ausschließlich aus Trails besteht, lief ich drei Runden auch barfuß. In der Nacht habe ich die Schuhe dann wieder angezogen. Ich hatte darüber hinaus einen Neoprenanzug, den ich jedoch nicht gebraucht habe. Da wir nur bis zur Hüfte ins Wasser mussten, habe ich in der Nacht weiterhin die kurze Hose angelassen und für den Oberkörper ein Thermohemd und zwischen 4 und 6 einen zusätzlichen Windbreaker und einen Buff angezogen.

Guru: Erzähle uns was über den Rennverlauf!

Fabian: Das Rennen lief von Anfang an sehr gut. Ich starte völlig entspannt und konnte mich gleich im vorderen Feld festsetzen. Nach 5 Runden stellte ich dann fest, dass ich erster in meiner Agegroup bin und somit führe. Ich beschloss diese Führung nicht mehr aus der Hand zu geben. Ich lief die erste Runde (11,5km) mit 1:09 Stunden und verlor pro Runde etwa 10 Minuten. Ich machte die gesamte Nacht über keine Pausen, jedes mal wenn ich merkte, dass ich langsamer wurde motivierte ich mich, dass ich es schaffen könnte zu gewinnen und ging gnadenlos an meine Grenze und darüber hinaus. Die Dunkelheit, die Sandsäcke und die Höhenmeter verlangten jedoch einiges an Kraft so brauchte ich für meine langsamste Runde um 4 Uhr morgen knapp 2:30 Stunden. Danach motivierte ich nochmal meine letzten Kräfte, fest entschlossen meinen Sieg nicht mehr aus der Hand zu geben und lief die letzte Runde in 2 Stunden. Ich hätte noch für eine weitere Runde aufbrechen können, war mir aber sicher, dass mein Verfolger keine weitere Runde mehr schaffen würde.  So beendete ich mein Rennen nach 22 Stunden mit 127,6km auf dem ersten Platz meiner Altersgruppe und darf mich ab jetzt als Weltmeister bezeichnen.

Guru: Was war dein pesönliches WM Highlight?

Fabian: Mein persönliches Highligt war die Stimmung unter allen Teilnehmenden, Organisatoren und Helfern. Ich habe noch nie einen Wettkampf mit so unfassbar lieben und motivierenden Volunteers erlebt. Unermüdlich saßen sie die ganze Nacht im feuchten Nebel und motivierten uns. Jede Runde gab es die Frage, wie es mir geht an jedem Hindernis eine Aufmunterung: „Awesome job men!“ „You’re doing great!“ Ich bestellte Abwechselnd Pizza und Big Mäc, die Pizza hätte ich sogar bekommen, wollte es während des Wettkampfes jedoch nicht riskieren.
Darüber hinaus war es immer wieder motivierend Mark Daniels zu überholen. Mark hat nur ein gesundes Bein und absolvierte die gesamte Strecke mit Krücken. Er überwand alle Hindnernisse ohne Strafen und machte in den 24h vier Runden. Jedes Mal, wenn ich ihn überholte machten wir Scherze: „You know with only one leg you have to do the double distance?“ „Yeah I read that in the rulebook for adaptive Athlethes“ und ich dachte mir nur. Junge du hast zwei gesunde Beine und auch wenn es dir jetzt weh tut hast du echt keinen Grund, dich zu beschweren!  Mark you are a real inspiration for everyone outthere awesome job!

Guru: Was sind die weiteren Pläne eines Weltmeisters?

Fabian: Als nächstes steht der Toughest Mudder Europe an. Darüber hinaus möchte ich mich stärker als Trainer engagieren. Ich werde in Zukunft meine Natural Running Workshops anbieten und die Erfahrungen die ich während meines Trainings gemacht habe nutzen, um andere zu inspirieren und ihnen auf dem Weg zu ihren Zielen zu helfen.

Guru: Möchtest Du uns sonst noch etwas mit auf den Weg geben?

Fabian: Dein Körper ist ein Geschenk, lerne ihn richtig zu benutzen und er wird dir mehr zurück geben, als du die jemals vorstellen kannst.

Vielen Dank an Fabian Sinning

24h OCR Enduro World Championchips 1.Platz AK 30-39

3x Black Medall bei Getting Tough the Race

24h Mudmasters in Biddinghuizen 10 Platz

24h-Uhingen

24h Games Mud Masters Weeze 4. Platz

Homepage: www.fatraccoon.de

Facebook: Fat Raccoon Racing

Instagram: @fatraccoonracing

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