Volker Pellen

„Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren.“ Das ist eines der zahlreichen Lieder aus der Feder des Pastors Neander. Nach ihm wurde das Neandertal benannt, weil er dort gerne Gottesdienste abhielt. In diesem Tal der Düssel fand man dort auch einen Urmenschen und nannte ihn fundortgemäß: Neandertaler. Der Weg durch das Neandertal beginnend in Duisburg und endend in Bensberg ist als Route X 30 ausgewiesen und beträgt knapp über 100km. Das riecht doch nach einer Challenge für zwei erfahrene Hindernisläufer, die zusammen auch bereits knapp über 100 Jahre alt sind.

Über 100 km Wegstrecke laufend zurückzulegen ist für den ein oder anderen nichts Besonderes, aber für den Großteil der Menschheit einfach nur Wahnsinn. Dem wollen wir auch im Nachhinein nicht widersprechen. Aber warum macht man sowas?

Ganz einfach: laufend Gutes tun! Wir machten daraus einen Spendenlauf, der auf drei Events aufgeteilt wurde.

Alles begann am 28.03.2021 mit den 50km im Dorf, was bedeutete, dass der Hindernislaufguru Volker 10 Runden von jeweils 5 km gelaufen war und man hatte die Möglichkeit ihn nach Abgabe einer kleinen Spende auf einer Runde zu begleiten.

Nach dieser Aktion waren bereits 270 € zusammengekommen und viele glückliche Gesichter, die eine 5km Runde an diesem Tag gedreht haben. Laufen macht glücklich. Nur der Anfang gestaltet sich manchmal schwer.

Teil 2 der Spendenaktion fand Christi Himmelfahrt 2021 (6 Wochen später statt). Auch hier wurde im Modus 5km Runde mit individueller (coronabedingt) Begleitung verfahren. Viele alte und neue Gesichter hatten daran teilgenommen, so dass mit den 490,- € vom Himmelfahrtskommando nun einen Zwischenstand von 760,- € erlaufen, und wovon 200,- € bereits als Spende an den Empfänger überwiesen wurden.

Letzten Samstag, 26.06.2021 war nun das Highlight des Tripples. Gegen 06:00 Uhr startete Volker Pellen aus Schottheider (Ortsteil von Kranenburg bei Kleve) in Begleitung von Michael Wrobbel (Obstacle Course Racing Freund aus Köln) den Trailrun auf dem Neandertalweg mit dem Ziel über 100 km laufend zurückzulegen und am gleichen Tag anzukommen. Man konnte sie über die Adidas Running App live verfolgen und währenddessen über einen PayPal Moneypool spenden.

Sie waren also nach dem Start am Duisburger Zoo unterwegs, immer den X oder X30 Markierungen nach. Nach knapp 3km hatten sie sich schon das erste Mal verlaufen und mussten so nach der ersten Etappe in Hösel einen Gesamt-Umweg von ca. 1km in Kauf nehmen. Das ist ja nichts, dachten sie sich lächelnd. Es war ja auch erst der Anfang und es gab genug Gesprächsstoff. Leichte Anstiege waren sie bereits gegangen, um ein Aufpumpen der Beinmuskeln zu vermeiden. Sie hatte ja Zeit.

In Hösel wurde dann Proviant aufgefüllt. An dieser Stelle nochmals vielen, lieben Dank an Antje und Nico für die Besetzung der Zwischenstationen.

Von Hösel aus ging es dann auch schon weiter mit dem Ziel Mettmann. Auch hier gab es einen bösen Umweg, der wiederum 2-3 km gekostet hat. Außerdem war es richtig schwül-heiß geworden, was Hirn und Körper ganz schön gefordert und einiges abverlangt hatte. Ein weiteres Problem war Volkers erste üble Erfahrung mit Heuschnupfen. Er konnte die Lungen nicht richtig füllen und die Nase lief mit ihm um die Wette. Also weiterhin beste Voraussetzungen.

Nach ca. 26 km wäre die Reise eigentlich auch zu Ende gewesen, denn die Brücke war gesperrt. Ok, mal kurz eine illegale Überquerung, denn wir sind ja Rebellen.

No excuses! Es ging weiter in Richtung Ohligser Heide und am Neandertalmuseum war dann auch Bergfest, d. h. die Hälfte der Strecke war geschafft.

Irgendwann ging auch der GPS Empfang verloren, so dass die App die Läufer in Luftlinie von A nach B gebeamt hatte, wodurch wieder Kilometer in der Gesamtzählung verloren gingen. Mittlerweile wurde es auch richtig anstrengend, denn die Sonne brannte den letzten Tropfen Flüssigkeit aus dem Körper.

3 von 5 Etappen waren zurückgelegt und das nächste Ziel war der Altenberger Dom. Jetzt hat es die beiden Läufer nochmal richtig vom Weg gebracht, denn den Altenberger Dom haben sie dann spät abends mit über 10km plus erreicht. Eindrücke von der Strecke gab es nur noch wenige und die Gespräche wurden auch stummer. Es waren immer noch über 26 Grad im Schatten. Leider verläuft der Weg nicht immer nur im Schatten. Wasserhahn am Friedhof und ein Bachlauf wurden genutzt, um das Gesicht zu erfrischen. Seit Ohligser Heide lief Volker auch mit Kopftuch, weil der Schweiß ständig in die Augen lief, als wenn der Lauf an sich nicht bereits Tortur genug wäre.

Nun musste eine Entscheidung getroffen werden. Es fehlten nur noch knapp 10 km zu den 100. Die letzte Etappe wäre aber rund 19 km lang. Außerdem wurde es dunkel und es waren keine Lampen eingeplant.

Per Mobiltelefon wurde per Navigation eine Strecke entlang der Straße gewählt, die beleuchtet war und durch Ortschaften führt.

Aus einem Lokal ertönten Anfeuerungsrufe und Applaus. Hier wurde noch einmal für den nötigen Schub auf den letzten 3000m gesorgt.

Wieder fiel das GPS aus, was bedeutet, Ziel ist nicht Ziel, damit die 100km auch dokumentiert sind, mussten noch 500m angehängt werden.

Die letzten Schritte um den Kreisverkehr und es war vollbracht – 100km in einer gesamten Zeit, d. h. inklusive Pausen, von 16 ½ Stunden.

Völlig entkräftet und mit Schmerzen am ganzen Körper saßen die beiden auf einer Mauer. Keine Worte mehr, leerer Blick, aber glücklich. Jetzt nur noch Wechselklamotten anziehen und mit dem Auto nach Hause.

Ein wenig Enttäuschung war dennoch da, denn viele, die uns begleiten wollten, sind nicht gekommen, um nicht zu sagen gar keiner. Die letzte Etappe des Neandertalwegs wurde nicht gelaufen und es kam ein Spendenbetrag von 10,-€ (in Worten ZEHN) zusammen.

Das Geld ist nicht für die Läufer, sondern für die Elterninitiative Kinderkrebskliniken e. V.

Daher nochmals der Aufruf: „SPENDET!!!“ Der Moneypool ist noch bis 04.07.2021 geöffnet.

Update: mittlerweile sind es 130,- €

Vielen Dank an die Spender und Teilnehmer der drei Aktionen und auch an:

Volker an den Tagen danach:

„Nachdem wir zuhause angekommen waren, habe ich mich geduscht und bin ins Bett gefallen. Glücklicherweise wurde ich nicht durch Krämpfe geweckt. Auch der Sonntag verlief relativ ohne Elan. Sobald ich irgendwo länger gesessen habe, fielen mir die Augen zu. Der Körper hat wohl ordentlich gezahlt und verlangt nach Ruhe. Keine Lust zu reden oder auf Social Media. Erst als die ersten Nachfragen kamen, denn es gab Menschen, die sich Sorgen machten, wurde sporadisch geantwortet.

Der Bericht wurde immer weiter nach hinten geschoben. Am Montag rund 5km mit dem Rad gefahren und Dienstag 5 km spaziert. Ich brauch noch Zeit. Als er dann doch fertig war, war das Internet ausgefallen.“

Harte Fakten:

Strecke: 100,11 km

HM: ca. 1300

Energieleistung: ca. 10.000 cal

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Volker Pellen

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