Volker Pellen

Raid Lowlands

Valkenburg Niederlande 20.-22. Mai 2022

Nach einigen Trainings im Adventure Racing war es nun an der Zeit auch an einem richtigen Race teilzunehmen. Das Raid Lowlands, welches seinem Namen mit 4000 Höhenmetern alle Ehre machte, fand in den Niederlanden statt und bot sich sozusagen an. Es galt 200 km mit dem Mountainbike, hart wandernd oder mit dem Kajak zu bewältigen. Ach ja, ein Stück schwimmen wurde auch angekündigt. Aber lasst mich die Geschichte von Anfang an erzählen.

Zunächst möchte ich euch kurz erklären, worum es sich beim Adventureracing handelt und warum es hier beim Hindernislaufguru einen festen Platz bekommt.

Die Grunddisziplinen beim AR sind Hiking, also strammes Wandern, Mountainbiking und Kajak fahren. Es wird manchmal ergänzt durch z. B. schwimmen, klettern, standup paddling.

Es ist grundsätzlich ein Rennen, die Strecke wählt man sich allerdings selbst. Man bekommt zu Beginn Kartenmaterial, hat eine gewisse Zeit sich vorzubereiten und dann geht es los. Auf der Karte befinden sich Start und Ziel und gegebenenfalls Zwischenstopps (Checkpoints) die man ansteuern muss. Wie man nun dahinkommt, bleibt dem Team überlassen. Genutzt werden darf die Karte und ein Kompass.

In der Regel gibt es eine Unterteilung der gesamten Strecke. Diese Teilstrecken sind die LEGs, welche von Transition Area zu TA führen. Letzteres sind die Zonen, bei denen man die Disziplin wechselt, z. B. vom Marschieren aufs Rad oder ins Boot.

Es gibt eine Liste an Material, welches man mitführen muss (Erste Hilfe Material, Signalpfeife, Rettungsdecke, usw.) und Material, welches man mitführen sollte, wozu auch die Verpflegung gehört.

Die Einteilung der Pausen und Verpflegung ist einem frei überlassen.

Naturschutz wird großgeschrieben, d. h. es soll nichts unnötig beschädigt oder verschmutzt werden. Einige Sachen werden allerdings einkalkuliert und anschließend vom Veranstalter wieder in Ordnung gebracht.

Ob im Team oder einzeln es ist in erster Linie immer ein Kampf gegen sich. Es gibt zwar keine konstruierten Hindernisse, aber die Strecke und man selbst sind Hindernisse genug. Der Rhythmus wird unregelmäßig durch Checkpoints unterbrochen und es gibt einen steten Wechsel zwischen den Disziplinen.

Das alles erinnert uns doch sehr an OCR, insbesondere an die Marathon, Ultra und 24h Rennen. Darum gehört Adventureracing einfach in unser Magazin.

Mehr über Adventureracing findet ihr hier: ADVENTURERACING GERMANY

Nun weiter zur eigentlichen Geschichte.

Am 09.05.22 bekam ich eine Sprachnachricht von meinem Adventure Race Kumpel Angelus: „Moin Volker, kannst du mich mal bitte zurückrufen!“

Und damit nahm das Spektakel seinen Lauf, denn der junge Mann teilte mir mit, dass das Team Inside the Fire (Mickey und Kevin) aus USA in Kooperation mit VAC Ultra Sports (Angelus und Holly) für die Raid Lowlands angemeldet wären, Holly aber nun coronabedingt ausfällt. Und ob ich nicht Lust hätte einzuspringen.

Eigentlich wollte ich zum Strong Viking nach Fürstenau und eigentlich hatte ich weder das Startgeld von 150,- € noch die Kohle für die noch zu besorgende Ausrüstung. Außerdem fehlte mir ein passendes Mountainbike.

Ein Bike wollte mir Ange besorgen. Fehlt nur noch das Geld, aber das habe ich nun auch zusammenkratzen können. Noch eine kurze Erlaubnis der Familie eingeholt und nun hatte ich keine Ausrede mehr. In nur 11 Tage stand mein erstes Adventure Race an.

Mit meinen 3 grippalen Infekten in Serie und einer aktuell längsten, gelaufenen Strecke von 15 km war ich doch bestens vorbereitet … nicht.

Wir trafen uns zu einem What’s App Gruppen-Video Call, wo sich die einzelnen Teammitglieder vorstellen konnten.

Mickey ist eine Frau Mitte 40 und ist Weltmeisterin im Pentathlon. Ja, ich musste auch erstmal googlen.

Kevin ist wie Mickey bei der US-Army und gewann mit seinem Team vor einem Monat ein Adventurerace in den USA.

Angelus ist leidenschaftlicher Adventure Racer, hat an der Weltmeisterschaft teilgenommen und kommt aus dem Radprofibereich.



Da bin ich wohl der platte Reifen am Fahrzeug habe ich mir so gedacht, besonders als ich erzählte, dass ich nicht viel Erfahrung im Mountainbike fahren habe und auch bereits dreimal krank war in diesem Jahr und deshalb nicht so ganz fit.

Aber sie hatte ja keine andere Wahl, denn es gab keinen anderen verfügbaren Kandidaten.

Nach diesem Call wusste ich allerdings, dass ich noch ganz dringend (gaaaanz dirngend) Decathlon aufsuchen musste, um mich mit diversen Sachen, angefangen mit Biketaschen, Radlerhosen und -schuhen und anderen Dingen, die einen Kassenbon von knapp 500,- € als Ergebnis hatten, einzudecken. Dabei habe ich das Thema Nutrition noch nicht einmal angedacht.

Meinen Trainingsplan musste ich dann auch kurzfristig unterbrechen. Aktuell war Krafttraining im Plan, aber ich konnte mich ja nicht kurz vorm Raid komplett schrotten.

Nun waren es nur noch wenige Tage bis zum Treffen. Wir hatten uns bereits für Donnerstag verabredet. Angelus pickte mich freundlicherweise unterwegs auf, so dass ich nicht selbst extra nach Valkenburg bei Maastricht fahren musste.

Mickey und Kev wohnten nur ca. 25 Min vom Eventgelände entfernt und wir konnten dort übernachten. Bevor wir aber zu ihnen fuhren, mussten wir doch schon zum Shimano Experience Center, denn Angelus hatte einen ganzen Stapel Bike Boxen im Gepäck, die VAC Ultra Sports dem Veranstalter überlassen hatte.

Falls ihr auch Interesse an einer Bike Box habt, meldet euch einfach. So günstig und so gut bekommt ihr sie sonst nirgendwo. shop here

Wir erreichten also das Shimano Experience Center und bauten erstmal 12 Bike Boxen zusammen. Den VAC Ultra Sports Aufkleber drauf und im Zelt verstauen. Zum Dank haben wir noch einen Kaffee spendiert bekommen.

Vor der Tür stand ein Oldtimer mit Werbung für Amstelbier und dem Amstel Gold Race, wofür Valkenburg bekannt ist. Ein Angestellter stieg in den Wagen und setzte ihn rückwärts gegen einen Baum. Autsch. Als wir dachten, dass es wohl nicht schlimmer kommen konnte, kam ein Sturm auf, der die Sonnenschirme auf eine neue Art gefaltet hatte. Höchste Zeit für uns abzuhauen, bevor der Fluch auf uns übertrat.

Bei miesestem Wetter ging es dann zu Team „Inside the Fire“. Ihr seht schon, die Geschichte wird etwas länger.

Nach der ersten Begrüßung ging es auch schon an die Arbeit. Fahrräder einstellen, auseinandernehmen und in die Bike Boxen verstauen.

Kevin versuchte ein Rad aufzupumpen und dieses flog ihm dann mit einem Riesenknall um die Ohren. Kurzer Check und man war der Überzeugung, dass der Reifen noch gut sei. Also noch ein Versuch mit identischem Ergebnis. PENG.

Erste Frustration führte dann allerdings zur Erkenntnis: Besser jetzt als im Rennen.

Es wurde ein Fahrradgeschäft aufgesucht und weil man ohnehin schon unterwegs war, hat man gleich Pizza mitgebracht. Im Wohnzimmer wurden dann bei Pizza und Nudeln die einzelnen Ausrüstungsgegenstände besprochen und welche Schuhe bzw. welche Bekleidung zu welcher Strecke passen würden. Außerdem der Check der bereits erwähnten mandatory list.

Zudem gab es ein Road Book, worin schon die einzelnen Streckenabschnitte (LEGs)  beschrieben wurden. Es waren zusammen 10 Abschnitte, welche mit dem Prolog, einem ca. 5 km langem Orientierungslauf, beginnen sollte.

Fahrräder mussten, wie gesagt in Bike Boxen untergebracht werden. Außerdem gab es einen Wetbag, worin die Neoprenanzüge für den Schwimmpart waren. Alles Möglichkeiten, weitere Ausrüstungsgegenstände und Verpflegung zu bunkern.

Nun war es auch Zeit, Gute Nacht zu sagen, denn Freitag ist Raceday.

Ich schlief zwar relativ gut ein, aber am nächsten Morgen fühlte ich mich, wie gerädert und ich hatte totale Kopfschmerzen. Meine Vermutung war es, dass ich ja sonst kaum Kohlenhydrate zu mir nehme und mein Körper mit der nun quasi Überdosierung nicht zu Recht kam. Zudem kam, um es vorwegzunehmen, dass ich bis Sonntagabend nicht im großen Geschäft unterwegs war, wenn ihr wisst, was ich meine. Und wo wir gerade beim Thema Ernährung sind, mussten wir nach dem Frühstück auch nochmal schnell zu Decathlon, damit ich mir Gels, Riegel und was weiß ich noch kaufen konnte.

Zum Mittag gab es noch Hühnchen mit Salat und dann ging es auch schon zum Ort des Geschehens.

Als erstes ging es zur Registration, anschließend zum Equipment Check, Fotoshooting, dann zur Abgabe der Bikeboxen und schließlich wurden die Wetbags abgegeben. Kurz zum Fotoshooting der einzelnen Teams -fertig. Wir waren also startbereit. Einziges Problem war, dass bis zum Start noch 7 Stunden Zeit waren. Wir legten uns also im Shimano Center irgendwo in eine Ecke und versuchten noch ein wenig die Augen zu schließen, was eher weniger gelang, denn es war einfach zu unruhig dort.

Für 18:00 Uhr hatte wir uns noch zum Pasta Essen eingetragen. 12,50 € für einen Becher Spaghetti fand ich schon etwas happig, aber es war die erste Veranstaltung von Team XPD Holland und da wollte man natürlich unterstützen, wo man kann.

Nun ging es zum Gruppenfoto und der anschließenden Vorstellung einzelner Teams, es gab z. B. nur ein einziges reines Damenteam, dann zum Briefing. Langsam wurden die Leute auch unruhig, denn die Startzeiten zum Prolog waren nun auch bekannt. Bis dahin war wieder etwas Zeit, die man mit einem Power-Nap überbrücken wollte.

Es ging los. Um 23:00 Uhr startete das erste Team und dann folgten im Minutentakt die anderen. Mithilfe von Karte, die man erst 1 Minute vor dem Start bekam, und Kompass mussten innerhalb kürzester Zeit 8 Checkpoints aufgesucht werden. An diesen Punkten waren Karten befestigt mit Zahlen oder Buchstaben, so dass sich am Ende ein 8stelliger Code ergab.

Mit den unterschiedlichen Zielzeiten wurden die Startzeiten dann für das eigentliche Race festgelegt. Start des ersten Teams sollte 02 Uhr sein. Ergo, wieder Augen zu machen, solange es noch geht.

Um 02:00 Uhr versammelten sich alle Teams, aber es tat sich nichts. Erst mit ca. 30 Minuten Verspätung wurden die Teams nochmals begrüßt und in drei Gruppen eingeteilt. Diese Gruppen wurden dann in Busse verladen. Im Bus wurden dann die Karten für die Strecken ausgeteilt. Wir hätten ca. 1 ½ Stunden Zeit, uns während der Fahrt vorzubereiten.

Ich hatte ja eh schon Kopfschmerzen und mit dem Kartenlesen während der Fahrt wurde mir zudem noch richtig schlecht. Ich dachte mir nur, das kann ja heiter werden. Ich schaute mich um, und sah, dass ich wohl nicht der Einzige war, der mit Übelkeit zu kämpfen hatten. Lesen während der Fahrt ist nicht jedermanns Sache. Dennoch fühlten wir uns ganz gut vorbereitet, als wir aus dem Bus stiegen. Wir waren mittlerweile in Belgien, in den Ardennen dachte ich mir und wusste nun, wo in den Niederlanden die angekündigten Höhenmeter herkommen sollten.

Das Kartenmaterial war vorbereitet und wir konnten loslegen. Alle paar Sekunden wurde das nächste Team auf die Strecke geschickt in der Reihenfolge der Prologue Ergebnisse.

Wir waren an der Reihe. Nochmal High5 untereinander und dann ging es für das Team mit der Startnummer 22 auch schon los. Dieses Mal mussten wir auch einen GPS Tracker mitführen, damit man uns im Notfall aufspüren kann, aber auch damit man quasi live das Rennen mitverfolgen kann. Andere GPS Geräte oder gar ein die Benutzung eines Handys sind strikt verboten. Es gibt nur einige Uhren, die einen Adventureracing Modus haben. Die darf man nutzen. Wir aber waren offline.

Im Laufschritt, welcher mir zu Beginn viel zu schnell vorkam, rannten wir durch die Nacht. Nach wenigen Metern war Sackgasse, was bedeutete, dass wir uns schon verlaufen hatten. Aber da waren wir nicht die einzigen. Es wurde bereits gegenseitig auch schon fleißig überholt, als ob dieses Rennen bereits in den ersten Metern entschieden werden würde. Mickey musste mal in die Büsche. Waren wir nicht gerade erst gestartet? #augenverdreh #mädchenblase

Nach einigen Kilometern wurde gegangen. Mickey hatte leichte Rückenschmerzen. Wir brauchten eine Pause. Also ich nicht, aber Mickey. Ok, es ist ein Team, dachte ich und sah unsere euphorischen Finishervorstellungen schwinden.

Wir kletterten über einen Zaun, um einen möglichst kurzen Weg zu laufen, denn beim Briefing wurde gesagt, dass wir überall langgehen durften, außer in den auf den Karten markierten Sperrzonen. Wie sich herausstellte, haben wir später dafür eine Strafzeit bekommen, aber es weiß keiner warum.

Egal, der erste Checkpoint war in Sicht. Hier gab es eine Art Fahne mit einer Zange. Mit dieser Zange lochten wir jeder unser Papierarmband, welches wir zu den Startunterlagen bekamen. Das ganze Team musste diese einzelnen Punkte erreichen. Mittlerweile war es auch hell.

Weiter gings und wir waren wieder ein wenig euphorisch, der zweite Checkpoint war nicht weit entfernt. Diese Euphorie hielt nicht lange an. Mickey machte schlapp. So ist das mit einem Team. Das schwächste Glied einer Kette bestimmt und so wurden wir langsamer und langsamer. Es wurden mehr Pausen eingelegt. Es mussten Schuhe zugebunden werden, gegessen und getrunken werden und der Weg zum 3. Checkpoint gestaltete sich als unendlich.

Mühsam arbeiteten wir uns von Checkpoint zu Checkpoint, was wenigstens eine Freude ließ, denn wir hatten auf der ersten Route alle Punkte gefunden. Es ging teilweise steil bergauf, durch Gräben und manchmal fühlte man sich verloren, bis wir dann endlich die erste Transition Area erreichten. Vor uns lag nun eine Paddeltour.

Ich ging mit Ange zügig zu den Booten, damit wir hier vielleicht ein wenig Zeit gutmachen könnten, aber Mickey und Kev kamen nicht. Ey, wo sind die??? Irgendwann kamen sie angetrottet, aber anstatt die Boote zu nehmen, setzten sie sich erst hin und packten etwas zu essen aus. What? Auch das ist normal bei einem Adventurerace, Frust, Verzweiflung, Tränen und das komplette Programm der Gefühle.

Der Fluss war recht niedrig und wenn es nicht am Tag zuvor so unwetterartig geregnet hätte, wäre es wohl mehr ein Kajak schleppen als ein Paddeln geworden. Die Fahrt stellte sich als sehr mühsam dar. Irgendwie kam ich mit den Kajaks überhaupt nicht klar. Sie waren nicht wirklich spursicher, aber in diesem Sport bin ich zu unerfahren, als dass ich mir hier ein Urteil bilden könnte. Ich vermute einfach, ich konnte es einfach nicht richtig.

Die Gegend war schon echt schön und der Fluss führte sehr nahe am Transition-Point 2 vorbei. Einige verließen hier das Wasser und ließen den einzigen Checkpoint auf dieser Strecke einfach aus. Fragt mich nicht warum, zumal es die einzige Paddeltour in diesem Rennen war.

Zur Kajaktour selbst sei gesagt, dass es sich hierbei um eine ganz gewöhnliche Paddeltour handelte von einem lokalen Anbieter, so dass man auch als normaler Tourist dort fahren konnte. Helm und Schwimmweste waren nicht vorgesehen.

Boote und Paddel wurden vom Veranstalter gestellt und wir konnten sie einfach wieder abgeben, Checkpoint abknipsen und dann noch ein Stückchen zum Transition Area 2 laufen. Hier sollten uns die Bikeboxen mit den Rädern erwarten.

Die Bikeboxen standen den Startnummern nach in einer Reihe aufgestellt, so dass wir unsere sehr schnell finden konnten. Hier waren nun auch frische Klamotten in den Kisten.

Bei einem Adventurerace verbrennt man sehr viel Kalorien, weil man ja ununterbrochen in Bewegung ist. Darum führt man auch einiges an Proviant mit sich. Im Nachhinein denke ich allerdings, dass wir die ersten beiden LEGs mit viel weniger Gepäck hätten angehen und uns erst mit den Bikes ans schwere Gerät hätten wagen sollen, aber hätte, hätte Fahrradkette.

Wir zogen uns in aller Ruhe um und bauten unsers Bikes zusammen, denn die mussten ja auseinandergenommen in die Bikeboxen verstaut werden. Die Boxen sehen wir erst im Ziel wieder. Also alles, was nicht mehr benötigt wird, dort reinwerfen.

Langsam aber sicher setzten wir uns in Gang. Es lag ein ca. 40 km lange Etappe vor uns mit 1700 Höhenmetern. Zumindest war das die grobe Angabe, denn die Strecke sucht man sich ja im Endeffekt selbst aus. Hauptsache von Checkpoint zu Checkpoint und davon soll es 9 in diesem LEG geben.

Letzteres gestaltete sich stellenweise als sehr schwierig, denn die Checkpoints lagen echt an den krassesten Stellen. Auf der Strecke hat man das Bike gefühlt öfter geschoben, als dass man damit gefahren ist. Zum einen, weil es so steil rauf ging, aber auch weil man manchmal einfach nicht fahren konnte. Ein Checkpoint war an einem sogenannten Lost Place, war wohl eine Art verlassenes Sanatorium, welches auf einem Berg lag. Wir mussten auch mal die Räder auseinandernehmen, damit wir sie unter einer Pipeline durchschieben konnten, um anschließend selbst drunterherzurobben.

Als wir irgendwann an einem der mittleren CP waren, sagte man uns, dass wir spät dran wären und wir nun abkürzen könnten, damit wir die nächste TA rechtzeitig erreichen würden, um noch schwimmen zu dürfen oder alternativ machen wir diesen LEG einfach zu Ende und lassen den nächsten LEG, den Swim Run, einfach aus. Ich sagte, lass uns das hier Stück für Stück fertig machen und dann sehen, wie es weiter gehen würde. Ich wusste auch gar nicht genau, was die von der Organisation meinten, denn wir hatten ja noch genügend Zeit innerhalb der Cut off. Ja, es gab für bestimmte Bereiche auch ein Zeitlimit, die nächste TA zu erreichen.

Wir waren zwar also noch im Rennen, aber irgendwie hatte sich die Stimmung getrübt. Das spiegelte sich auch beim nächsten Check Point wider, denn wir waren uns zum ersten Mal nicht einige, welche Strecke wir nehmen sollten. Problem war, dass wir zum nächsten Check Point über den Berg mussten, wo wir das Rad nicht nur schieben, sondern hätten auch tragen müssen. Mein Vorschlag war, lass uns runter und unten über den Weg um den Berg rum. Der Captain Kev sagte, dass der Weg unten nicht auf der Karte stehen würde. Doch ich zeigte ihm den Weg, den man mit den bloßen Augen sehen konnte. Wir stimmten ab und bei 4 Personen kann es auch mal unentschieden ausgehen. Bei Unentschieden entscheidet der Kapitän des Teams. Also ging es über den Berg.

Auch wenn wir bereits viele Stunden unterwegs waren, war ich relativ fit im Gegensatz zu unseren amerikanischen Freunden. Die brachen total ein. Wir erreichten also den nächsten TA 3. Hier wäre nun also Swim Run an der Reihe gewesen, eine Rundstrecke, so dass wir wieder an der TA 3 ankommen würden. Räder und Gepäck bleiben in der Zeit vor Ort. Leider durften wir nicht mehr los ins Wasser. Nun wurde mir erklärt, warum. Es gab einen TimeCut welcher besagt, dass wir den TA 3 dann und dann hätten verlassen müssen und das könnten wir nicht mehr schaffen, wenn wir nun noch LEG 4 dazwischenschieben würden.

So eine Mitteilung zog auch die letzte Motivation aus den Poren unserer Körper. Mickey wollte nicht mehr weiter. Kev zweifelte auch, das Rennen fortzusetzen. Wir diskutierten und entschieden uns, nur noch die nächsten MTB LEGs zu machen, also ohne Checkpoints die TAs abzufahren und die Lauf LEGs auszulassen, damit wir wenigstens die Finishline überqueren würden. Ich wollte finishen. Mit dieser Entscheidung waren alle einverstanden. Wir waren ja noch am TA3, wo wir einen großen Seesack hatten. Also wurde alles „unnötige“ Material in diesen Sack geworfen (u. a. Laufschuhe). Wir fuhren los, kurz vor dem Cut off. Unterwegs merkte man schon, dass es weiterhin Probleme geben würde und so erreichten wir mit Ach und Krach den nächsten TA.

An jedem TA bekam man übrigens ein neues Armband, um die Checkpoints abzuhaken. Das Rennen war so gegliedert, dass man mit dem MTB von TA zu TA fährt und dort dann immer zu Fuß einen Rund Kurs zu absolvieren hatte, um dann anschließend wieder aufs Rad zu steigen.

Es war bereits dunkel und somit auch kälter. Eigentlich hatte ich erwartet nun zügig durchzukommen und hatte meine warmen Klamotten mit in den Seesack gepackt. Das war ein Fehler, wie sich herausstellte.

Zurück zum Rennen. Mickey und Kev wollten nicht mehr weiter! Sie wollten nun auf den Besenwagen warten, der die DNFer (Did not finish) ins Ziel bringen würde. Ich fragte Ange, ob wenigstens er mich ins Ziel begleiten würde, aber dieser Zahn wurde mir von der Orga gezogen, denn man musste mind. zu dritt sein, um weiterfahren zu dürfen. Ich war so dermaßen sauer, hab es mir aber nur bedingt anmerken lassen. Ich war auf der Suche nach einem dritten Teilnehmer, der uns ins Ziel begleiten würde, als Ange mir sagte, dass er auch aufhören möchte.

Nun sagte man mir von der Orga, dass jetzt ein Team reinkommen würde, die noch einen Mann suchten, um das Rennen komplett fortzusetzen, aber …. ich hatte ja nur noch Klamotten zum Radfahren, konnte also die Laufetappen gar nicht mehr machen. Es war zum Heulen. Ich wollte sogar alleine weiterfahren, aber das war nicht erlaubt. Mich vom Rennen abmelden und Tschüss sagen. Das war natürlich völliger Blödsinn, aber eine Kurzschlussreaktion.

Man teilte uns mit, dass der Besenwagen erst in 4-5 Stunden ankommen würde. Da die anderen drei geschlafen hatten, während ich rumgewirbelt hatte, konnte ich alle nochmal überreden weiterzufahren. Ich bekam sogar noch ein Oberteil geliehen von Gitta vom Team AR Berlin, die übrigens ihr erstes Race absolviert hatten. Für die sollte hier erstmal Schluss sein. Wegen eines defekten Bikes wurden sie zunächst aus dem Rennen genommen. Glücklicherweise konnte man sich noch eins leihen und über eine Abkürzung (Short Course) konnte wenigstens das letzte LEG noch gefahren werden, um die Finishline zu kreuzen, wenn auch außerhalb der Wertung. Vor denen ziehe ich meine Hut, relativ unerfahren haben sie sich ins Abenteuer geworfen – großartig.

Es ging mit neuem Armband also nochmal auf die Räder. Es trennten uns nur noch eine TA und ca. 55-60 km vom Ziel. Ich brauchte ein wenig, um wieder warm zu werden. Ich pushte die anderen, weiterzufahren, aber die Pausen häuften sich.

An der nächsten TA wurde also nochmals eine Schlafpause eingelegt. Ich habe mich dagegen entschieden. Ich fand einen Sitzplatz am wärmenden Feuer und bekam sogar von der Orga eine Suppe und anschließend einen Kaffee. Hätte ich mich nun schlafen gelegt, wäre das mein Ende gewesen. Ich sollte die anderen wecken, damit wir uns dann auf den letzten LEG machen konnten.

So wie ich mich gefühlt hätte, wenn ich mich schlafen gelegt hätte, so fühlten sich die anderen. Die waren total gerädert. Wir mussten auf den letzten ca. 25 km mehrere Pausen machen, weil Mickey sonst mit dem Rad umgekippt wäre. Mitten auf dem Gehweg wurde geschlafen, während ich mich wachgehalten hatte. Ich dachte mir nur, kommt schon, nur noch eine halbe Stunde bis zum Ziel.

Endlich ging es weiter. Rauf aufs Rad (es war echt wie für mich gemacht) und Richtung Ziel. Ich drückte kräftig in die Pedale. Jedes Mal, wenn ich mich umgedreht hatte, waren die anderen weit abgeschlagen. Also wieder warten. Am Ende wurden aus der letzten halben Stunde dann doch 1 ½, bis wir dann über die Ziellinie fuhren.

Es war geschafft. Wir hatten mein erstes Adventurerace gefinisht. Nach über 25 Stunden. Hier noch einen Riesenrespekt vor allen Finishern, insbesondere Team Denmark, welche alle CP und alle LEGs in unter 24h gemeistert hatten -megakrass.

Wir holten unsere Sachen (Bikeboxen und Seesack) und ich dachte, dass wir noch ein Finisherbier trinken würden, aber Kev und Mick waren bereits weg. Sie waren einfach weg. Sind nach Hause gefahren.

Eigentlich hatten wir ja auch noch Frühstück gebucht und es sollte noch eine Party geben, aber daraus wurde wohl nichts mehr. Ich gönnte mir mein Bier. Ich hatte es verdient. Ich hatte es soooo sehr verdient. Alle Finisher bekamen noch eine Blechtasse. Das war quasi die Finisher Medaille. Irgendwann fuhren wir dann auch zu den anderen. Dort legten wir uns dann nach einer Dusche auf die Couch und konnten endlich die Augen zumachen.

Nach einem gemeinsamen Frühstück ging es dann wieder mit Ange in Richtung Heimat. Außer eines Zeckenbisses blieben zudem eine Menge bleibende Eindrücke. Für mich war klar, dass es nicht mein letztes AR gewesen ist, aber sicher nicht mehr mit diesem Team.

An dieser stelle möchte ich das XPD Team aus Holland loben. Die waren immer bemüht. Lösungen zu finden, wenn irgendwo was hakte. Die Organisation war total klasse, ok, bis auf die Wartezeit beim Start. Wenn man aber bedenkt, dass es sie erste Veranstaltung war, kann man sich nur auf Raid Lowlands 2023 freuen. Das wird mega.

Raid Lowlands ist übrigens Teil der Adventurerace Serie in Europa. Auf der AR Worldseries Seite findet ihr noch mehr Infos, die regionalen Serien und die Meisterschaften. AR WORLDSERIES

Ihr seid euch immer noch unsicher? Raid Lowlands ist mit einer Rennzeit von ca. 1 ½ Tagen eigentlich sehr human, denn weitere Veranstaltungen dauern bis zu 7, 8 ja 9 Tage. Somit ist Raid Lowlands im Grunde perfekt, um Adventureracing auszuprobieren.

Ihr könnt aber auch 2023 am neuen Format, dem RL60 teilnehmen. Das ist sozusagen ein Lightversion über ca. 60km im 2er Team.

Worauf wartet ihr noch. klickt auf das Bild und registriert euch!

Natürlich könnt ihr noch ein wenig abwarten, aber es sei euch gesagt, Adventurerace Plätze sind schnell vergriffen.

Wollt ihr lieber erstmal trainieren? Anmeldungen sind in Kürze möglich und die Termine kommen in unseren Kalender!

Hier sehr ihr, wie so ein Training aussehen könnte: ADVEN TORTURE

20./21.01.23 – 20h in Schaumburg (Nähe Hannover) durch VAC

25.02.23 – 6-8h in Hannover durch VAC

28.03.23 – 6h in Kranenburg durch Hindernislaufguru

29.04.23 – 8-10h in Schaumburg durch VAC

30.04.23 – 12h in Kranenburg durch Hindernislaufguru

29.04.-01.05. werden eventuell zu einem Camp zusammengefügt. Wer hat Bock?

02./03.06.23 – 12h in Schaumburg durch VAC


10 % Discount bei RockTape mit Code GURU10


Ich möchte mich auch weiterhin bei meinen Unterstützern bedanken (auch im Namen der Familie):

Und natürlich nochmals 1000 Dank an Team XPD Holland und Raid Lowlands

Die tollen Fotos sind vom Team XPD Holland, von AR European Series, Ange, Kev und Mickey, Gitta und vom Hindernislaufguru

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